März 07, 2015

Soziale Medien vs. Kindheit







Ja, auch ich bin ein Kind der 90er, ein Kind das zwischen unbeschwerter Kindheit und der Macht der sozialen Medien aufgewachsen ist. In einem Jahrzehnt, auf welches soviel Neuerungen eingeprasselt sind, wie bei sonst wohl keinem anderen. Frei von sozialen Medien, Handys, Playstation und Co. spielten wir draußen mit unseren Freunden, entdeckten fremde, unbekannte Orte, gaben unser Taschengeld für Eis, Didl-Blätter oder die nächste Bravozeitschrift aus. Wir waren kreativ, schlüpften in Rollen von Popstars und  großen Abenteurern, ahmten unseren Vorbildern nach, in der Hoffnung irgendwann auch ein berühmter Star zu werden. Wir machten selbst gemachte Limonade und bauten einen kleinen Stand auf, um diese für wenige Euro zu verkaufen, wir veranstalteten Pokemonwettbewerbe und Barbie war unsere beste Freundin. Im Fernsehen kamen tolle Sendungen wie, Pokemon, Sailarmoon, Mickey Mouse, Hey Arnold, Tom & Jerry und viele viele mehr. Kindern wurde einiges mehr vermittelt, wie zum Beispiel, die Magie wahrer Freundschaft.

Später freuten wir uns über unsere erste CD, waren stolz auf einen eigenen CD-Player mit super Soundsystem und die ersten kleinen Spiele auf dem Computer. Wir hatten Handys die unzerstörbar waren, deren Akku auch nach 2 Wochen noch 90% geladen waren und die wir nur zum telefonieren, simsen oder Snakespielen nutzten.

Heute aber ist alles anders. Es scheint mir so als ob es das alles nicht mehr gäbe; so als ob es auch nie so gewesen ist. Die guten alten Sendungen gibt es nicht mehr, die heutigen 12jährigen sehen teilweise schon aus wie über 20, mit 1000kg Make-up im Gesicht und haben schon mit 7 ein Smartphone. Das Taschengeld was wir für Kleinigkeiten ausgegeben haben benutzen sie um Schminke und andere Beautyartikel zu kaufen. Zudem haben sie mit  teilweise 8 schon ein Facebook, Instagram oder Youtubeprofil, worauf sie alles preisgeben was nur geht. Kinder sind einfach nicht mehr Kinder, sondern werden viel zu schnell Erwachsen. Statt mit Barbies zu spielen, haben sie Freunde und tauschen bereits ihre ersten sexuellen Erfahrungen aus. Auch das ist alles ein Grund der sozialen Medien, denn noch nie war es zuvor möglich hinter einem Bildschirm sitzend mit Menschen zu flirten und über sein Alter zu flunkern. Man trifft sich in virtuellen Chaträumen, anstatt sich wirklich zu treffen oder wenn man sich trifft dann läuft man mit dem Handy in der Hand nebeneinander her und schreiben sich gegenseitig. Macht ja auch voll Sinn Leute?! Früher war es einem scheiß egal wie unsere Freunde sind, sie waren unsere Freunde, weil man sich  eben verstand und gleiche Interessen hatte. Heute habe ich das Gefühl, messen viele die Freundschaft daran wieviele Follower derjenige hat. Ziel in der heutigen Zeit ist es soviele Freunde wie möglich zu haben, auch wenn man diese nicht kennt. Hauptsache eine 10k steht vorne dran, darum wird Tag für Tag um Anerkennung in diversen sozialen Medien gebettelt. Der Konkurrenzdruck in der jetzigen Zeit ist so hoch, dass man egal ob in der Schule, Verein oder auch gerade bei den sozialen Medien immer der Beste sein will und alles zeigen will/muss was man hat, um mithalten zu können. Klar ist es einerseits auch toll zu sehen was andere haben, dass kann aber auch wirklich anstrengend sein, wenn man der Welt auch zeigen will was man selbst alles hat. Man stellt sich dauernd die Frage, was zeige ich als nächstes. Natürlich muss das dann auch etwas besonderes sein, sonst erhält man nicht die Anerkennung die man sich vielleicht dadurch verspricht. Man macht 1000 Selfies, weil man immer was daran auszusetzen hat und man das der Gesellschaft nicht zumuten kann, sein Gesicht so zu zeigen. Irgendwie traurig, dass wir heute oft nicht mehr so sein können wie wir wollen. Wir leben so wie uns die Gesellschaft der Medien es vorschreibt, damit man uns mag. Ich finde diese Entwicklung manchmal wirklich anstrengend und beängstigend.

Und...So sehr ich auch die sozialen Netzwerke schätze und selber ein absoluter "Social-Media-Junkie" bin, wünsche ich mir  manchmal doch insgeheim, die Zeiten zurück in denen man sich mit Freunden in einem Café getroffen hat und stundenlang plauderte, bzw. so richtig tiefsinnige Gespräche führte, ohne dauernd auf sein Handy schauen zu müssen; ohne dauernd verfügbar für die ganze Welt zu sein. Mal wieder ohne jegliche Technik einfach klassische Brettspiele spielen bei denen man selber noch Denken muss, ohne dass einem alles sozusagen "auf einem Tablett serviert wird". Mal wieder so richtig anspruchsvolle Sendungen anschauen, Internet mal wieder nur zum Googeln zu nutzen, alte, stinkende Bücher zu lesen und einfach mal tagelang den Medien entfliehen. Hach, ich bin froh ein Kind der 90er zu sein, weil ich so in zwei Zeiten aufwachsen konnte und so meine Kindheit noch mehr zu schätzen weiß.




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